Die neue Garde des Berliner Designs spricht über eine Stadt im Wandel


Das ist Berlin: Teil 1

Von Anna Carnick

Durch die stetigen Veränderungen in Technologie, Kunst und der Modeszene, sowie dem stetigen Andrang von Zugezogenen, steht Pamonos Heimatstadt Berlin seit einiger Zeit im globalen Mittelpunkt des Geschehens. Vom Blickwinkel eines Neulings aus – ich bin erst vor sechs Monaten von New York nach Berlin gezogen – scheint Berlin sich in einem konstanten Wandel zu befinden. Wo diese Veränderungen hinführen, ist nicht absehbar, wenn man die typischen Gegenüberstellungen der Metropole hinzuzieht: das Alte und das Neue, das Düstere und Schöne, die Armut und den Reichtum. Als Design-Liebhaber frage ich mich, wie all diese politischen, sozialen und kreativen Veränderungen die Nachwuchsdesigner dieser Stadt beeinflussen?

Im letzten Jahr haben meine Kollegen und ich mit einigen in Berlin ansässigen Designern gesprochen um zu verstehen wie ihr Leben hier heutzutage aussieht. Was hat sie hierhergebracht, was veranlasst sie dazu hier zu bleiben und wie sieht ihrer Meinung nach die Zukunft für die Design- Community in dieser Weltstadt aus?

Man kann die Geschichte des Designs in Berlin nicht erzählen ohne den tiefgreifenden Einfluss des Bauhaus, das 1919 in Weimar von Walter Gropius ins Leben gerufen wurde, zu erwähnen. Der legendäre Lehrplan der Schule, der „gutes Design für alle“ durch rationale, funktionale, massenproduzierte Gebrauchsgegenstände versprach, beeinflusst Designer weltweit bis heute – vielleicht am meisten in Deutschland. Und das auch wenn neue Definitionen von Design seit Jahrzehnten die Grenzen des Modernismus aufdecken.

Seit den frühen 2000ern machten eine Handvoll Designer – wie Jerszy Seymour, Eyal Burstein und Werner Aisslinger – Berlin zu ihrer Wahlheimat und halfen dabei den Weg für konzeptionellere Ansätze im Design zu bereiten, mit wohlwollender Zustimmung der Szene. Während immer mehr kreative Köpfe nach Berlin ziehen, scheint ein ästhetischer Konsens und ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl den Berliner Designern zu fehlen.   

Potenzielle Ursachen dafür könnten unter anderem an der Geografie Berlins liegen. Die Hauptstadt ist sehr weitläufig und historisch dezentral angelegt . Die Designer arbeiten in unterschiedlichen Stadtteilen, was den Austausch untereinander erschwert. Im Vergleich zu anderen bedeutenden kulturellen Städten bietet Berlin nur wenige Institutionen oder auf Design fokussierte Events, welche die Design-Community zusammenbringen können. Nichtsdestotrotz ergeben sich langsam aber sicher Verbindungen in der Designszene.

Potenzielle Ursachen dafür könnten unter anderem an der Geografie Berlins liegen. Die Hauptstadt ist sehr weitläufig und historisch dezentral angelegt . Die Designer arbeiten in unterschiedlichen Stadtteilen, was den Austausch untereinander erschwert. Im Vergleich zu anderen bedeutenden kulturellen Städten bietet Berlin nur wenige Institutionen oder auf Design fokussierte Events, welche die Design-Community zusammenbringen können. Nichtsdestotrotz ergeben sich langsam aber sicher Verbindungen in der Designszene.

Auf unsere Frage nach der Entwicklung der Designszene in Berlin seit dem Jahr 2000 antwortete uns Aisslinger, dass alles „mehr vernetzt ist, als es früher der Fall war. Neue Start-Ups und Kreativ-Agenturen führen dazu, dass Berliner Designer sich als Teil der globalen Designwelt fühlen, und nicht wie eine experimentelle Insel, einen Status den Berlin viele Jahre inne hatte. Im Gegensatz zu Paris oder London fühlt man hier einen geringeren wirtschaftlichen Druck, währenddessen man recht leicht seine Designpraxis in dem kreativen Biotop aufbauen kann. Das, kombiniert mit den wachsenden Geschäftsmöglichkeiten in der Kreativbranche, macht Berlin momentan zu einer sehr aufregenden Stadt für Designer.“

In einer Zeit, in der sich die Mehrheit der Menschen unsicher fühlt, scheint eine der größten Stärken Berlins seine Vielfalt sowie die offensichtliche Bereitschaft zu sein, Menschen aus aller Welt zu unterstützen und aufzunehmen. Wenn ich meinen Blick in unserem Charlottenburger Pamono-Büro schweifen lasse, werde ich von unserem eigenen, kleinen Mikrokosmos überrascht, der aus ungefähr 40 Menschen aus über einem Dutzend Ländern besteht. Dasselbe Gefühl wird von vielen der Designer, mit denen ich gesprochen habe, geteilt. Sie wurden von der Vielfalt der Stadt, der hohen Lebensqualität, der vergleichsweise erschwinglichen, großen Räumlichkeiten und einem starken kulturellen Erbe, das gewagte, kreative Innovationen feiert, angezogen.

Das Design-Umfeld der Stadt scheint bereit zu sein ein neues Kapitel aufzuschlagen. Die gegenwärtigen Nachwuchsdesigner entfernen sich vom reinen Funktionalismus und wenden sich mehr der prozessorientierten Arbeit zu. Diese neue Generation scheint gut darauf vorbereitet zu sein die Arbeit ihrer Vorgänger fortzuführen und gemeinsam eine zeitgemäße Formulierung für deutsches Design zu entwickeln. Designerin Katrin Krupka, die seit vielen Jahren in Berlin zuhause ist, fügt hinzu, dass „Design die Gestaltung von Prinzipien und Strukturen, von Inhalten und zeitgemäßen Formen ist. Das Ziel des Bauhaus war es mit Materialien und Technologien neue Standards zu setzen. In der gegenwärtigen ökologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Krise ist dies wichtiger denn je… Daher ist Berlin für mich persönlich ein idealer Ort, um zu diesem Diskurs beizutragen.“

Lesen Sie weiter, um mehr über die herausragenden Talente zu erfahren, die dabei helfen Berlins Design-Landschaft zu formen. Finden Sie heraus, was MY KILOS, Krupka-Stieghan, Katrin Greiling, Elisa Strozyk, Anna Badur, und Philipp Käfer über diese geschichtsreiche, sich wandelnde Stadt zu sagen haben.

 



Das ist Berlin: Ein Gespräch mit Designerin Anna Badur. Lesen Sie hier.










 

 



Das ist Berlin: Ein Gespräch mit Designer Philipp Käfer. Lesen Sie hier.











 

 

Das ist Berlin: Ein Gespräch mit Designerin Elisa Strozyk. Lesen Sie hier.
 












 


Das ist Berlin: Ein Besuch bei Krupka-Stieghan. Lesen Sie hier

 












 

Das ist Berlin: Ein Besuch bei MY KILOS. Lesen Sie hier.

 












 

Das ist Berlin: Ein Besuch bei Katrin Greiling  Lesen Sie hier . 
 
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    • Anna Carnick

      Anna Carnick

      Als ehemalige Redakteurin bei Assouline, der Aperture Foundation, Graphis und Clear feiert Anna die großen Künstler. Ihre Artikel erschienen in mehreren angesehenen Kunst- und Kulturpublikationen und sie hat mehr als 20 Bücher herausgegeben. Sie ist die Autorin von Design Voices und Nendo: 10/10 und hat eine Leidenschaft für ein gutes Picknick.
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    • Ramtin Zanjani

      Ramtin Zanjani

      Ramtin wurde in Teheran geboren, aber ist seit acht Jahren in Berlin zu Hause. Er hat umfassende Erfahrung in der Werbefotografie, ist um die ganze Welt gereist und hält es für überaus romantisch, zu summen und dabei Knoblauch fein zu hacken.

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    • Marco Lehmbeck

      Marco Lehmbeck

      Aufgewachsen ist Marco zwischen Seen und Wäldern in der Nähe von Berlin. Er studiert Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim sowie Fotografie in Berlin. Marco ist Organisationsmitglied des Immergut Musikfestivals für Indie- und Poprock, liebt Backpacking, Club Mate und Avocados. Und er trägt immer einen Hut.

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