Im Gespräch mit Designer Philipp Käfer


Das ist Berlin: Teil 6

Von Anna Carnick

Über die letzten Monate haben wir uns mit aufstrebenden Berliner Designern zusammengesetzt, die allesamt das zeitgenössische Design dieser Stadt beeinflussen. In dieser Ausgabe sprechen wir mit Nachwuchstalent Philipp Käfer über den Zustand von Design in einer Stadt, die von einem ständigen Wandel bestimmt ist.

Der aufstrebende Designer Philipp Käfer ist in Bayern geboren und studierte an der Hochschule Coburg Produktdesign. Anschließend arbeitete er bei den renommierten Designern Gijs Bakker und Joris Laarman in Amsterdam und bei Hella Jongerius in Berlin.

2013 eröffnete er sein eigenes Studio in der deutschen Hauptstadt. Für den Designer stehen vor allem die Materialien der Möbel und Leuchten sowie das Produktdesign im Vordergrund. So auch bei dem No Cardboard! Project (2013), einer minimalistischen Möbelserie, die sich einer Technologie bedient, die leichtes Aluminium verwendet und eher mit Konstruktionen aus Maritim- und Luftfahrtindustrie in Verbindung gebracht wird, als mit Design. Neben seinen eigenen Projekten nimmt Käfer auch weiterhin Aufträge von Bakker, Jongerius und anderen Produktionsfirmen entgegen.

Käfer, der heute in einer industriellen Werkstatt am Neuköllner Kanal arbeitet, die von KFZ-Betrieben und anderen Industrieflächen umgeben ist, empfand die Stadt als idealen Ort für die Eröffnung seines Studios. Als Gründe nennt er die erschwinglichen Preise in der Stadt, ihre Freiflächen und ihre „alles-ist-möglich“ Einstellung. „Ich suchte nach einem Ort, an dem ich mich frei entfalten konnte. Berlin bot sich da als ideale Möglichkeit an, da sie physisch und metaphorisch viel Raum bietet. Da ich aus einer Kleinstadt komme und auch in einer kleinen Stadt studiert habe, hatte ich das Gefühl, mich erst mit mehr Raum als Designer entwickeln zu können, um entsprechende Hürden zu überwinden.“ Auch nach fünf Jahren in der Hauptstadt empfindet Käfer diese als weiterhin anregend für seine Arbeit. „Berlin ist eine dynamische und ungemein facettenreiche Stadt. Die vielen Eindrücke an einem einzigen Tag helfen mir, meine Entwürfe zu überarbeiten und zu sortieren. Häufig sind es überraschende kleine Dinge, die mir als Inspiration dienen.”

Im Dezember nahm Käfer mit anderen Designern (darunter Designerin Elisa Strozyk, die wir auch im Interview trafen) an einer temporären Pop-up Ausstellung teil. Organisiert wurde sie durch den Berliner Möbeldesigner Martin Holzapfel. Der Laden in Berlin Mitte stellt mit seiner gelungenen Präsentation einige der spannenden Berliner Designtalente vor und ist bis Ende März zu sehen. Eine größere Design-Community hat sich aber aus Käfers Sicht hier noch nicht etabliert. Dies bestätigten auch viele der anderen Designer, mit denen wir sprachen. Als wir ihn fragen, welche Veranstaltungen oder Organisationen es in der Stadt aktuell gibt, die einen Austausch zwischen Berliner Designern ermöglicht, antwortet Käfer: „Ich bin erstaunt wie viele Designer es in Berlin gibt, von denen ich [bis vor Kurzem] noch nie gehört hatte. Vielleicht ist Berlin einfach zu weitläufig. Viele ziehen nach ihrem Studium hierher, und die Kontakte, die man für gewöhnlich während des Studiums knüpft, findet man hier nicht so einfach. Auch fehlt die Konstante eines Design Festivals oder ähnlichem, das Gleichgesinnte zusammenbringt.“

Er verweist auf ein paar andere Veranstaltungen und Organisationen, die ihren Beitrag dazu leisten, darunter Max Borkas State of Design Festival, das DMY International Design Festival, ein paar Universitäten und Privatschulen, die Design lehren, als auch ein paar Clubs wie dem IDZ und Nachtschicht. Aber „sie sind alle nicht miteinander verbunden. Einzelne Veranstaltungen sind meiner Meinung nach zu klein, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Deshalb ist mir eine Veranstaltung, die ein ‚Muss‘ darstellt, nicht bekannt. Hier gibt es nichts Vergleichbares wie die Messe in Mailand oder die IMM [Köln], wo man Gleichgesinnte oder potentielle Kundschaft antreffen könnte.“

Die Frage danach, wie bedeutend eine örtliche Design Community ist, bleibt offen. Ob das Design-Vermächtnis seinen Ansatz lenkt? Darauf antwortet Käfer: “Natürlich bin ich von der Designgeschichte Deutschlands beeinflusst. Dennoch versuche ich nicht bewusst, an diese deutsche Design-Tradition anzuknüpfen. In einer vernetzten Welt, in der ich täglich durch Eindrücke von überall her meine Inspiration erhalte und in der, im Gegensatz zu den Idealen des Funktionalismus und dem Bauhaus, „alles erlaubt ist“, kann ich, oder muss ich sogar, andere Wege finden, meinen Ansatz zu definieren.“

*Diese Story ist Teil einer größeren Reihe über die Talente, die Berlins gegenwärtige Design-Landschaft mitformen. Um mehr über die neue Generation der Designer und ihre Gedanken zu ihrer Wahlheimat zu erfahren, klicken Sie auf die unteren Links. 

 



Das ist Berlin: Im Gespräch mit Designerin Anna Badur. Lesen Sie hier.










 

 



Das ist Berlin: Ein Besuch bei Katrin Greiling. Lesen Sie hier.











 

 

Das ist Berlin: Im Gespräch mit Designerin Elisa Strozyk. Lesen Sie hier.
 












 


Das ist Berlin: Ein Treffen mit Krupka-Stieghan. Lesen Sie hier

 












 

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    • Anna Carnick

      Anna Carnick

      Als ehemalige Redakteurin bei Assouline, der Aperture Foundation, Graphis und Clear feiert Anna die großen Künstler. Ihre Artikel erschienen in mehreren angesehenen Kunst- und Kulturpublikationen und sie hat mehr als 20 Bücher herausgegeben. Sie ist die Autorin von Design Voices und Nendo: 10/10 und hat eine Leidenschaft für ein gutes Picknick.
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      Ramtin Zanjani

      Ramtin wurde in Teheran geboren, aber ist seit acht Jahren in Berlin zu Hause. Er hat umfassende Erfahrung in der Werbefotografie, ist um die ganze Welt gereist und hält es für überaus romantisch, zu summen und dabei Knoblauch fein zu hacken.

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    • Marco Lehmbeck

      Marco Lehmbeck

      Aufgewachsen ist Marco zwischen Seen und Wäldern in der Nähe von Berlin. Er studiert Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim sowie Fotografie in Berlin. Marco ist Organisationsmitglied des Immergut Musikfestivals für Indie- und Poprock, liebt Backpacking, Club Mate und Avocados. Und er trägt immer einen Hut.

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