Eugenio Gerli (geb. 1923) ist ein italienischer Architekt und Industriedesigner, der für seine jahrelange Zusammenarbeit mit dem italienischen Architekten und Designer Osvaldo Borsani und dem italienischen Hersteller Tecno bekannt ist.
1949 schloss Gerli sein Ingenieurstudium ab und begann ein Jahr später seine Karriere, indem er sein eigenes Architektur- und Industriedesignstudio eröffnete. Gerli fing an, mit unterschiedlichen Materialien wie Harz, Filz und Formsperrholz zu experimentieren. Das Resultat waren die Designs, die er 1951 bei der neunten Triennale di Milano präsentierte: Sein gebogener Sessel aus Sperrholz für Forma (1950er) und der dreibeinige Sommaruga Stuhl (1950er), der aus mit Harz verstärktem, geformten Filz auf einem Stahlfuß bestand. Architektonisch legte seine Firma ihren Schwerpunkt auf Wohngebäude und öffentliche Gebäude sowie die Renovierung historischer italienischer Gebäude. Unter den wichtigen Architekturprojekten sind unter anderen die kardiologische Klinik in Laveno-Monbello (1950), das Ambasciatori Theater in Mailand (1954) und die Renovierung und Restaurierung des Castiglioni Palastes (erbaut 1903). Später, in den 1970ern, wurde Gerli von seinen beiden Söhnen, Enrico und Guido, unterstützt.
1957 startete Gerli eine lange und ergiebige Zusammenarbeit mit den Borsani-Brüdern Fulgenzio und Osvaldo Borsani (1911-1985) —den Gründern des italienischen Möbelherstellers Tecno. 1968 stellten Gerli und Osvaldo Borsani ihr revolutionäres Graphis Office System (1967) bei der 14ten Triennale di Milano aus. Das System, das aus nur drei grundlegenden Elementen bestand, wurde als eine Büromöbel-Revolution gepriesen, da die modularen Bestandteile unbegrenzte und flexible Kombinationen ermöglichten, die sich mit dem Unternehmen vergrößern (oder verkleinern) konnten. Das System verblieb über viele Jahrzehnte ein Verkaufsschlager und Tecno wurde gleichbedeutend mit technologisch fortschrittlichem Design. Die Partnerschaft von Gerli und Tecno hielt über 35 Jahre an und brachte viele Designklassiker des 20. Jahrhunderts hervor wie beispielsweise den T92 Butterfly Tisch (1960 mit Mario Cristiani), den T69 Tisch (1963 mit Borsani), mit gegossenen und verzahnten Fußmittelteilen, den stapelbaren S83 Stuhl (1966) und die PS142 und S142 Sessel (beide 1966).
Während der 1970er gründete Tecno sein Centro Progetti Tecno (CPT), ein hauseigenes Team, das sich Kommunikations- und Industriedesignarbeiten widmete. Das Team, welches aus Gerli, Valeria Borsani, Kugo Toru, Borsani und seinem Sohn Marco bestand, wurde zur treibenden Kraft von Designideen auf hohem technischen Niveau. Obgleich Borsani weiterhin die Führung innehatte, war der Zweck der Abteilung, zukünftige Designs als gemeinschaftliche Entwürfe zu präsentieren. Das CPT war für mehrere Erfolge der Firma verantwortlich, darunter der Modus Bürostuhl (1972) mit einem Formschalensitz aus Kunststoff, der 1973 den SMAU Preis gewann, das Waiting System (1983) aus Stahlgewebe, ein modulares Sitz- und Tischsystem für großflächige öffentliche Räume und die weltweite Markenumstellung von Alitalia, für die das Centro Progetti Tecno 1984 mit dem Compasso d’Oro ausgezeichnet wurde.
Trotz seiner erfolgreichen Karriere als Architekt und Designer steht Gerlis Werk häufig im Schatten seiner Zeitgenossen und des Erbes seines jahrelangen Partners Osvaldo Borsani.
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