Im Jahr 1881 gründete Luigi Fontana in Mailand sein gleichnamiges Glasunternehmen und erreichte damit großen Erfolg im Baugewerbe. So lockte er neue Investoren an - darunter das multinationale Glasunternehmen Saint-Gobain - und Luigi Fontana & Partner öffneten Verkaufsstellen sowohl national als auch im Ausland und gehörten bald zu den größten Glasproduzenten Italiens.
In der Hoffnung, weiter in den Glas- und Dekosektor vorzudringen, beauftrage Fontana von 1930 bis 1932 den italienischen Architekten und Designer Gio Ponti (1891 - 1979), der damals künstlerischer Leiter bei der Keramikfirma Richard Ginori war, neue Designideen für den heimischen Markt einzubringen und zu entwerfen. So entstand 1931 Pontis heute kultige 0024 Pendant Hängelampe und 1931/32 die Bilia Tischlampe. 1933 führte diese Zusammenarbeit zur Gründung von Fontana Arte, eine extra Abteilung für Kunstglasarbeiten. Im selben Jahr erwarb Fontana Arte die Glaswerkstatt Bottega di Pietro Chiesa des italienischen Designers Pietro Chiesa (1892 - 1948). Die künstlerische Leitung des erweiterten Unternehmens wurde künftig von Ponti und Chiesa geteilt. Bald schon erhielten die beiden großen Zuspruch für ihre Vielfalt an ausgeklügelten Glasobjekten, Buntglasarbeiten, Beleuchtungen, dekorativen Spiegeln und skulpturalen Werken und sogar für Möbelstücke aus Glas, die meist durch die für jene Zeit außergewöhnliche Klarheit in ihrer Form charakterisiert waren. Zu den frühen Erfolgen gehören der von Chiesa entworfene Fontana Coffee Table (1932), die Cartoccio Vase (ebenfalls 1932), die Luminator Floor Lamp (1933) und die 006 Series (1933/37).
Während der 40er und 50er entwickelte Fontana Arte nur wenige neue Produkte und griff stattdessen auf die Entwürfe Chiesas aus den 30er Jahren zurück. Dieser “kreative Konservatismus” war auf die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und die augenblicklich folgenden ökonomischen Unruhen zurückzuführen. Einige wenige private Aufträge von Hotels, Büros und Museen halfen dabei das Unternehmen zu erhalten bis die Erholung von den Kriegsfolgen in Italien einsetzte.
1954 übernahm der französische Designer Max Ingrand (1908 - 1969) die Leitung als künstlerischer Leiter und führte Fontana Arte in eine neue Ära von Eleganz und Anerkennung. Mit seinen Kron- und Wandleuchten und Lampen, Möbeln, Spiegeln und dekorativen Stücken gewann die Firma für die großartige, manchmal maßgefertige, Arbeitsleistung während der Nachkriegszeit ihren guten Ruf für Glamour und zeitgemäßen Stil. Ein Stück aus den 50er Jahren, das bis heute zu den Bestsellern gehört ist der Fontana Table von Ingrand (1954). Bemerkenswerterweise sind viele Stücke, die in den 50ern und 60ern von Ingrand, in Zusammenarbeit mit Pietro Raimondi, von dem nur wenig veröffentlicht wurde, hergestellt wurden, heutzutage sehr beliebt auf dem Vintage Markt.
1967, zwei Jahre vor dem vorzeitigen Tode Ingrands, kehrte Ponti als Artdirektor zurück zu Fontana Arte. Auch wenn es nur für kurze Zeit war, brachte er in diesem Jahr in seiner zweiten Amtszeit zwei kultige Kollektionen, Pirellina und Pirellone, hervor.
Gegen Ende der 60er Jahre und in den 70ern verlor Fontana Arte an Prestige. Im Jahr 1972 übernahm Saint-Gobain die direkte Leitung und sowohl die Produktion, als auch die Qualität der Materialien nahm ab. Als Fontana Art 1979 jedoch in den Besitz einer anderen Gruppe von Gesellschaftern, vertreten durch den CEO Carlo Guglielmi, kam und dieser den italienischen Architekten Gae Aulenti als neuen Artdirektor einstellte, begann für Fontana Arte eine neue erfolgreiche Phase. Zu den bemerkenswerten Stücken dieser Ära gehören der Tisch Tavolo con Ruote von Aulenti (1980) und die Parola Table Lamp von Piero Castiglioni (auch 1980).
1998 erhielt Fontana Arte den Preis ADI Compasso d’Oro zur Anerkennung des bedeutenden Beitrags, den die Firma zum italienischen Designvermächtnis geleistet hat. Mit der Fusionierung mit der Nice Group im Jahr 2012 verfestigte Fontana Arte ihre Stellung an der Spitze für technische Kompetenz und Gespür für Design. Im 21. Jahrhundert arbeitete die Firma mit Architekten und Designern wie Steven Holl, David Chipperfield, Vico Magistretti, Gam Fratesi, Karim Rashid, For us with Love und Harry & Camila zusammen. Werke von Fontana Arte können in Dauerausstellungen des Museum of Modern Art in New York, dem Vitra Design Museum in Weil am Rhein, der Triennale di Milano (Mailand) und weiteren gefunden werden.
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