Der deutsch-amerikanische Architekt und Designer Walter Gropius ist für die Gründung der Staatlichen Bauhaus Kunstschule in Weimar bekannt und gilt als einer der wichtigsten Verfechter moderner Architektur. In Erinnerung bleibt er für sein Engagement, Kunst und Design mit Industrie und Technologie zu vereinen.
Walter Adolph Georg Gropius wurde 1883 in Berlin, Deutschland, geboren. Wie zuvor sein Vater und seine Großonkel, der Architekt Martin Gropius, studierte auch er Architektur in München (1903–04) und Berlin (1905–07). 1908 arbeitete Gropius für den Vertreter der Sachlichen Architektur, dem Architekten und Designer Peter Behrens. Dort arbeitete Gropius Seite an Seite mit Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier und Dietrich Marcks, welcher später ebenso einflussreich wurde wie Gropius selbst.
1910 gründete Gropius seine eigene Firma und entwarf alles von Möbeln über Tapeten bis Autos, sogar einen Diesel-Zug. 1911 konzipierte Gropius mit seinem Geschäftspartner Adolf Meyer das Fagus-Werk, eine Prototyp-Fabrik in Alfeld an der Leine. Dieses würfelförmige Gebäude mit seiner transparenten Fassade aus Glas und Stahl, gilt als eines der ersten Beispiele moderner Architektur. Gemeinsam entwarfen Gropius und Meyer auch das Büro und das Fabrikgebäude der Kölner Werkbundausstellung (1914), welches als weiterer Vorreiter der Moderne gilt. 1914 wurde die vielversprechende Karriere von Gropius durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Er wurde zum Kriegsdienst eingezogen und war erst als Feldwebel dann als Leutnant tätig. Zweimal erhielt er für seinen Kriegsdienst das Eiserne Kreuz.
Gropius wurde 1919 zum Leiter des Arbeitsrats für Kunst, ein Zusammenschluss radikaler Architekten, Maler und Bildhauer, die sich für eine Auflösung der bisherigen Grundlagen der Architektur und dem Verschwinden der Künstlerpersönlichkeit einsetzten. Dies folgte einem Artikel von Gropius, der 1913 erschien und die Entwicklung industrieller Bauten thematisierte. Dieser Beitrag beeinflusste frühe Vertreter der Moderne, wie Le Corbusier und Erich Mendelsohn,.
1919 trat Gropius als Nachfolger Henry van de Veldes die Stelle des Direktor der Großherzoglich-Sächsichen Kunstschule Weimar an, welche er in Staatliches Bauhaus Weimar umbenannte. Damit legte er den Grundstein für das Bauhaus Vermächtnis. Gropius überarbeitete den Lehrplan und legte dabei den Fokus auf eine Verbindung von künstlerischer Gestaltung und Materialherstellung.
Die Studierenden mussten erst eine Handwerksausbildung absolvieren, um bestimmte Materialien und Prozesse zu verstehen, bevor sie zu Architekten und Designern werden sollten. Die Schule rühmte sich mit hochrangigem Personal wie Josef Albers, Herbert Bayer, Otto Bartning, Johannes Itten, Wassily Kandinsky und Paul Klee. Das Haus Sommerfeld in Berlin (Gropius und Meyer, 1921-22) ist das erste Unterfangen der Bauhaus-Architektur und wurde von Bauhaus Studenten ausgestattet.
1923 schlug Gropius mit dem Bauhaus eine Richtung ein, die sich zunehmend der Industrie zuwendete. Damit schuf er einen neuen Leitsatz für die Schule: Kunst und Technik—Eine Neue Einheit. Im selben Jahr entwarf Gropius einen Türgriff, der heute als Ikone des Design aus dem 20. Jahrhundert gilt und häufig als eine der einflussreichsten Entwürfe des Bauhaus zitiert wird.
1925 zog das Bauhaus in die Industriestadt Dessau. Für Gropius signalisiert dies den Beginn höchster Produktivität und Erfolg in seiner Karriere. Er entwarf das Bauhausgebäude (1926 eröffnet) - die neue Heimat und Hauptsitz der Akademie -, die Meisterhäuser (1925–1926) - Professoren am Bauhaus wurden als Meister bezeichnet -, die Bauhaussiedlung Dessau-Törten (1926–1928) sowie das Arbeitsamt.
Der Bauhaus-Politik überdrüssig, gab Gropius 1928 seine Position als Direktor am Bauhaus auf. Er zog nach Berlin zurück und widmete sich der Förderung des Massenwohnbaus. Die Dammerstock Siedlung in Karlsruhe (1928-9) und die Siemensstadt Siedlung in Berlin (1929-30) sind Beispiele dafür.
1934 flüchtete Gropius vor den Nazis und suchte Zuflucht in Großbritannien. Dort lebte und arbeitete er bevor er in die USA auswanderte. 1937 bis 1952 unterrichtete Gropius neben Marcel Breuer an der Harvard Graduate School of Design. Die beiden arbeiteten an gemeinsamen Projekten, darunter das Gropius House in Lincoln, Massachusetts, welches 2000 zum nationalen Wahrzeichen ernannt wurde und als eines der ersten Exemplare der internationalen Moderne in Amerika gilt. Weitere Projekte sind: das Alan I W Frank House in Pittsburgh; das Aluminum City Terrace Projekt in New Kensington, Pennsylvania. 1946 gründete Gropius The Architects Collaborative (TAC), ein weiterer Beweis für seinen Glauben an Teamarbeit.
1944 wurde Gropius eingebürgerter amerikanischer Staatsbürger der USA. Er verstarb 1969 in Boston im Alter von 86 Jahren.
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