Serena Confalonieris Maasai Serie


Fransen mal anders

Von Anna Carnick

Was einem an Serena Confalonieri sofort auffällt, sind nicht nur die roten Haare der zierlichen Designerin, sondern vor allem ihr Lächeln und die schelmische, verspielte Energie, die sie versprüht. Bei dieser Ausstrahlung überrascht es wenig, wie die in Mailand ansässige Designerin ihre Arbeiten beschreibt: „Ich designe freundliche Objekte mit geschmeidigen Linien und leuchtenden Farben für Erwachsene, die Spaß haben wollen.“

Confalonieri—eine Weltenbummlerin, mit einem Abschluss vom Mailänder Politecnico—widmet sich seit ungefähr einem Jahrzehnt ausdrucksstarken Einrichtungen, Produkten und Grafiken, die sich allesamt durch einen kraftvollen und dekorativen Stil auszeichnen. Ihr Ansatz soll nicht nur etwas Heiterkeit in den Alltag bringen, sondern außerdem eine anhaltende Bindung zu den Leuten, die mit ihren Designs in Kontakt kommen, aufbauen. „Ich mag Objekte, die eine Beziehung zu einer Person aufbauen und für mich sind die Farbe und die Textur der Schlüssel hierzu. Sie helfen dabei, sich an Aspekte vergangener Erfahrungen mit unterschiedlichen Kulturen und Orten zu erinnern.“

Ihre neueste Serie, die unglaublich fröhliche Maasai Collection, macht genau das. Inspiriert von ihrer Faszination für jahrhundertealte Traditionen der Maasai im Norden Tansanias und Süden Kenias—insbesondere die leuchtenden Farben und ausdrucksstarke Grafiken und Formen, die die Maasai beispielsweise in Masken, Schmuck und Körperbemalung verwenden—hat Confalonieri eine Serie aus handgefertigten Spiegeln und Keramikvasen kreiert. Sie betrachtet die Serie als eine Hommage und hofft, dass andere dadurch angeregt werden „die Schönheit und den Stolz dieser ehrwürdigen Kultur“ zu würdigen.

Maasai Krieger Foto © Juliya Shangarey
 Nach intensiven Recherchen wählte Confalonieri eine Farbpalette, die auf den Farben beruht,  die die Maasai für Masken und Körperverzierungen nutzen. Sie „analysierte [wiederkehrende] Formen und versuchte, sie auf eine einheitliche, geometrische Art umzuwandeln, um ihre essentielle Schönheit und ihre grundlegenden Formen aufzudecken.“ Sie entschied sich dafür, an einem Spiegel zu arbeiten, „weil er immer das verzierte Gesicht oder den verzierten Körper spiegelt“, egal wo man sich befindet. Keramik wählte sie, „da es ein sehr altes Material ist und direkt mit den Händen verarbeitet werden kann.“ Jedes Stück der Kollektion enthält zudem Eco-Leder, was eine Anspielung auf die Fransen an den Masken und Männer- Röcken der Maasai ist.

Die Designerin betont: „Die Maasai sind Krieger und ihre Dekorationen, Masken und Tänze sind häufig Bestandteil von Kriegsritualen. Auf den ersten Blick erscheinen sie unbeschwert und freudig, aber in Wirklichkeit handelt es sich um Kriegsauszeichnungen. Es gefällt mir, wie sie Krieg interpretieren; es ist nicht wie bei uns [in der westlichen Kultur], wo Krieg immer als etwas Finsteres und Hässliches dargestellt wird. Für sie ist es einfach Krieg—ein Kampf um etwas. Krieg, Frieden, Tod—das ist alles einfach Teil des Lebens.“

Sie fährt fort: „Heutzutage sind wir immer auf der Suche nach etwas Neuem und Anderem. Letztendlich ist es aber das Original—etwas wie archetypische Zeichen—das den Unterschied macht. Die einfachen Streifen, der Rhythmus zwischen diesen Streifen, die schlichten Formen: Sie sind der Ursprung von allem. Es ist nicht minimalistisch, sondern einfach grundlegend... Und es macht Spaß.“

Maasai Collection Mit freundlicher Genehmigung von Serena Confalonieri

  • Text von

    • Anna Carnick

      Anna Carnick

      Als ehemalige Redakteurin bei Assouline, der Aperture Foundation, Graphis und Clear feiert Anna die großen Künstler. Ihre Artikel erschienen in mehreren angesehenen Kunst- und Kulturpublikationen und sie hat mehr als 20 Bücher herausgegeben. Sie ist die Autorin von Design Voices und Nendo: 10/10 und hat eine Leidenschaft für ein gutes Picknick.
  • Fotos von

    • Marco Lehmbeck

      Marco Lehmbeck

      Aufgewachsen ist Marco zwischen Seen und Wäldern in der Nähe von Berlin. Er studiert Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim sowie Fotografie in Berlin. Marco ist Organisationsmitglied des Immergut Musikfestivals für Indie- und Poprock, liebt Backpacking, Club Mate und Avocados. Und er trägt immer einen Hut.
  • Übersetzung von

    • Annika Hüttmann

      Annika Hüttmann

      Annika ist umgeben von skandinavischem Design zwischen Norddeutschland und Südschweden aufgewachsen. Für ihr Literaturstudium zog sie nach Berlin und entdeckte dort ihre Leidenschaft für deutsche Vasen aus den 1950ern-70ern, von denen sie inzwischen mehr als 70 Stück besitzt.

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