12 Gründe, warum wir Simone Brewster lieben


Ein kurzer Einblick

Von Audrey Kadjar

Die Londoner Designerin Simone Brewster hat in der Verbindung von karibischer Kultur und Midcentury ihren ganz eigenen Zugang zum Design gefunden. Ihre Arbeiten – von Schmuck, Möbel, Objekten bis hin zu Zeichnungen – bedienen sich einer schlichten Formensprache und spiegeln ihre Ausbildung in Architektur wider. Simpel bedeutet in Brewsters Fall aber keineswegs steril und nüchtern. Jede von ihren Arbeiten ist wie ein schickes Amulett, das Betrachtende in seinen Bann zieht und ihr Herz für sich gewinnt. Mit unserer Begeisterung sind wir nicht allein: Brewster durfte bereits für eine ganze Reihe von renommierten Institutionen ihre Arbeiten zeigen, darunter die Britische Botschaft während der Olympischen Spiele 2012, das Royal College of Art und die Saatchi Gallery.

 

Seit Brewster ihre Kollektion Tropical Noire  2014 beim London Design Festival vorgestellt hat, haben wir sie nicht mehr aus den Augen gelassen und konnten es kaum erwarten, uns mit ihr zu unterhalten und mehr über sie zu erfahren. Hier ein kurzer Einblick, warum wir so große Fans sind:



1. Wenn Sie nur eine Farbe für Ihre Arbeiten verwenden dürften, welche wäre es und wieso?

SchwarzIch würde Schwarz wählen. Schwarz ist elegant, anspruchsvoll und souverän. Möbel aus dunklem Holz sprechen mich immer an, weil sie mich an das Haus meiner Eltern und an meine Kindheit erinnern. Die Farbe Schwarz erinnert mich an koloniale Möbel und afrikanische Skulpturen – es fühlt sich echt an.  

2. Auf welches Designobjekt würden Sie nur ungern verzichten?

Eine Schreibtischlampe ist wichtig. Meine Antwort ist zugegebenermaßen  wohl etwas von der Tatsache beeinflusst, dass ich momentan eine neue Lampe für meinen Schreibtisch suche. Ich habe mir einige Klassiker angesehen und kann mich einfach nicht entscheiden. Es wird wohl entweder die AnglepoiseTolomeooder die Tizio Lampe werden.

3. Können Sie uns ein Foto Ihres Schreibtisches zeigen?

Nein, das soll geheim bleiben.

Step Stool aus massivem ebonisiertem Bahia-Rosenholz von Simone Brewster Foto © Simone Brewster
4. Was beeinflusst Ihre Arbeit derzeit am meisten?

Meine Inspiration wechselt ständig. Oft sehe ich mir Kunstwerke und Skulpturen an, was ja nicht unüblich ist für jemanden, der dreidimensional arbeitet. Aber ich interessiere mich auch für Geschichte und historische Artefakte, wie die kolonialen Artefakte in der Victoria & Albert Museum Sammlung. Was Produktionsverfahren betrifft, beschäftige ich mich derzeit mit Gusstechniken und der Herstellung von Gussformen.

5. Welches Ihrer Projekte hat momentan die erste Priorität für Sie?

Ich arbeite im Moment an einer Auftragsarbeit — eine Kollektion mit Sitzelementen und Objekten, die vom weiblichen Körper inspiriert sind. Ich befasse mich nicht zum ersten Mal mit diesem Thema, versuche es diesmal aber mit einem anderen Ansatz. Ich bin gespannt, wo mich das Ganze hinführt. Bisher ist schon eine ganz neue Werkgruppe aus Zeichnungen und Ölpastellkreiden dabei entstanden, die ich in dreidimensionale Kompositionen umsetzen will. Ich halte euch auf dem Laufenden...

6. Welchen Beruf hätten Sie gewählt, wenn Sie nicht Designerin geworden wären?

Ich wäre Tutorin an der Universität oder Bildhauerin oder Herstellerin geworden… Augenblick mal, das bin ich ja bereits! Ich glaube daran, dass wir zumindest in kleinen Teilen unseren Traum leben sollten, denn das “was wäre wenn” bestimmt unseren Alltag. Selbst wenn das Leben uns den eigenen Traumjob verwehrt, kann jeder seinen Traum in alltagstauglicher Variante leben. Wenn ich in einem Laden oder als Kellnerin arbeiten würde, dann müsste ich für mich einen Weg finden, meine Arbeiten zu entwerfen. Auch wenn ich mein Geld nicht damit verdienen könnte, würde mich das nicht von meinen Träumen abhalten.

7. Wenn Sie eine bekannte Persönlichkeit aus Design oder Kunst wieder auferstehen lassen könnten, wen würden Sie wählen?

Diese Frage kann ich unmöglich beantworten. Haben die Personen ein Mitspracherecht? Wenn ich Frida Kahlo zurückhole, ist sie dann wütend über die Ruhestörung? Wenn ich Aaron Douglas zurückhole, wird er von der Entwicklung unserer Gesellschaft angetan oder enttäuscht sein? Wenn ich Brâncuși zurückhole, wird er mir dann sein Atelier überlassen?

Simone Brewster mit ihrem Maid Table aus Sapele, Bahia-Rosenholz und Glas Foto © Jessica Kassin
8. Wie gehen Sie mit Kritik um?

Ich höre sie mir an. Ich habe an der Bartlett School of Architecture am University College London Architektur studiert. Ziemlich zu Beginn meiner kreativen Reise musste ich einmal Arbeiten während einer Präsentation aufhängen. Diese Erfahrung hat mich früh gelehrt, mein Ego gegen Urteile ab zu härten. Ich denke nicht, dass mir in irgendeiner Weise Lob zusteht. Man kann sich sicherlich eine Scheibe abschneiden, von Leuten, die anders denken als ich. Kritik hat aber auf jeden Fall immer ihre Berechtigung. Für mein Schaffen und  meine persönliche Entwicklung ist sie unabdingbar.

9. Können Sie uns fünf Links zu Dingen nennen, die wir unbedingt kennen sollten?

NPR MusicWährend der Arbeit läuft das bei mir pausenlos im Hintergrund. Ich habe hier schon so einige musikalische Schätze gefunden.
BrainpickingsAlle, die Bücher zu übergreifendem Wissen aus einer Epoche suchen, werden hier fündig. Diese Seite hat mich auf so viele schöne Ideen gebracht.
AkalaDieser Typ leistet einen enormen Beitrag zum sozialen Dialog und zur Veränderung. Wer ihn noch nicht kennt, wird bald von ihm hören.
The Jealous Curator:  Die großen Namen kennen wir alle. Für neue Talente und ein bisschen Inspiration lohnt sich diese Seite.
City Like YouEine tolle Art, das eigene Reiseziel durch den Blick von lokalen Kreativen zu erkunden.

10. Wann haben Sie zuletzt keine zwei Nächte hintereinander geschlafen?

Ich kann es wirklich nicht sagen. Ich denke, während ich auf der Reise nach Venedig oder nach Lagos war.

11. Was ist der praktischste Gegenstand, den Sie besitzen?

Meine leeren DIN A4 Blätter.

12. Was war der schlimmste Rat, den Sie bekommen und nicht befolgt haben?

In meiner Jugend sollten alle Schüler*innen an einem Einzelgespräch zur Berufsberatung teilnehmen. Am Ende der Sekundarstufe fragte mich die Berufsberaterin also, was ich denn werden wolle. Mein übereifriges 16-jähriges Ich antwortete, dass es Architektin werden wollte. (Mir war damals nicht bewusst, dass Design ein Beruf ist). Bevor mein Gegenüber sich meine Noten oder mein Zeugnis angesehen hatte, hieß es bereits: Warum wählst du nicht etwas, das realistisch und erreichbar ist, wie Sekretärin zum Beispiel?”

  • Text von

    • Audrey Kadjar

      Audrey Kadjar

      Audrey ist in Amerika geboren, hat französische Wurzeln und ist in zahlreichen Ländern aufgewachsen. Bevor sie bei Pamono anfing, studierte sie Kunstgeschichte in London und arbeitete in der Kulturindustrie. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist an der perfekten Übersetzung zu arbeiten, schreibt sie für zahlreiche Kulturmagazine, arbeitet an ihrem experimentellen Zine oder vertieft sich in Kunst- und Fotografieprojekte.

  • Übersetzung von

    • Jessica Hodgkiss

      Jessica Hodgkiss

      Jessica ist Cheesecake-Enthusiastin, Kunstliebhaberin und man findet sie häufig auf Flohmärkten. Außerdem liebt sie es, Zeit in Berlins wunderschönen Parks und den Seen in der Umgebung zu verbringen. Die in München geborene Übersetzerin studiert zur Zeit Kunstmanagement im Master.

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