Die Multitalente von CTRLZAK erforschen in ihrer Ausstellung Paralleluniversen


Unbekannte Welten

Von Audrey Kadjar

In den letzten zehn Jahren hat sich das interdisziplinäre Studio CTRLZAK vom Künstler-Designer-Team Katia Meneghini und Thanos Zakopoulos als eine der markantesten Stimmen im zeitgenössischen Design etabliert. Das zeigen die Arbeiten, die das Duo unter anderem für CC-Tapis, D3CO, Editions Milano, Secondome Gallery und Seletti entwickelte; oder auch die Kollektionen von JCP Universe, einem italienischen Unternehmen unter kreativer Leitung von CTRLZAK. Jedes der in Handarbeit gefertigten Objekte bringt mit modernen Akzenten neuen Schwung in traditionelle Dekomuster —das Ergebnis ist gleichsam überraschend wie reizvoll!

Das jüngste, wieder einmal bahnbrechende Projekt CTRLZAKs ist die Auststellung Worlds Unseen in der Mailänder Galleria Bianconi, die sich mit Arbeiten von elf Kreativen aus Kunst, Design und Mode befasst. Ausgangspunkt war der Auftrag, die persönliche Vision eines Paralleluniversums auf einer seidenen Leinwand darzustellen. Kurz vor der Eröffnung trafen wir Meneghini und Zakopoulos, um mehr über das abgefahrene Konzept hinter ihrer Ausstellung zu erfahren.

  

Audrey Kadjar: Wir sind sehr gespannt auf Ihre neue Ausstellung, Worlds Unseen, in der Galleria Bianconi. Wie entstand das Konzept hierfür und wie passt es zur Firmenphilosophie von JCP Universe?

Katia Meneghini & Thanos Zakopoulos: Das Paralleluniversum von JCP ist ein imaginärer Ort, an dem Normalität wie wir sie kennen nicht existiert. Ein Kosmos, in dem Geheimnisse und Rätsel die Norm sind; wo das Formlose unerwartete Formen annimmt und die Verformung des Vertrauten neue Bedeutungsebenen schafft. Als künstlerische Leiter hinter dieser unkonventionellen Marke arbeiten wir mit Kreativen aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammen. Inspiriert vom JCP Universum haben wir für die Ausstellung verschiedene Künstler gebeten, ein zweidimensionales Kunstwerk mit ihrer Version einer anderen Welt zu kreieren. Renata Bianconi, die für ihre experimentellen Konzepte und unkonventionellen Ausstellungen allseits bekannt ist, war sofort bereit, dieses Projekt gemeinsam mit uns umzusetzen.

AK: Warum gerade dieses Medium?

KM & TZ: Wir haben uns für Seide entschieden, weil sie als leichtes, fast ätherisches Material ständig ihre Form verändert. Gleichzeitig ist Seide das Endprodukt eines natürlichen Transformationsprozesses. Vor diesem Hintergrund erschien sie uns als ideales Medium für die Darstellung imaginärer Welten. Darüber hinaus kann sie —zumindest theoretisch— als Kleidung getragen werden. Deshalb wollten wir unsere Ausstellung auch während der Milan Fashion Week eröffnen.

CTRLZAKs Kryptal Tischlampe für JCP Universe erhielt den diesjähirgen Designpreis von Wallpaper Magazine. Foto © Silvio Macchi
AK:
Wie haben Sie die Ausstellungsteilnehmer ausgewählt?

KM & TZ: Wir haben Leute ausgesucht, die mit ihrer Arbeit und ihrem persönlichen Talent bewiesen haben, dass sie das Universum und Thematik von JCP entziffern können. Einige von ihnen haben bereits mit uns zusammengearbeitet, andere sind komplett neu. Wir sind fest von einem interdisziplinären Ansatz überzeugt.

AK: Es ist beeindruckend, wie die Ausstellung Kunst, Design und Mode verbindet. Können Sie uns etwas mehr über Ihren interdisziplinären Ansatz erzählen?

KM & TZ: Kunst ist unser Filter. Kunst muss heute in der Lage sein, zum kritischen Denken anzuregen. In welcher Form auch immer liegt diese Annahme allen unseren Projekten zugrunde. Als Künstler und Designer haben wir beide eine Ausbildung in ganz unterschiedlichen Fachgebieten. Dieses kollektive Wissen lassen wir in all unsere Projekte einfließen. Natürlich ist es vom jeweiligen Projekt abhängig, in welchem der beiden Bereiche der Schwerpunkt liegt —dabei spielen je nach Aufgabengebiet viele Faktoren eine Rolle.

AK: Wie sind Sie Ihre Aufgabe als Kuratoren angegangen und was ist die Intention hinter der Ausstellung?

KM & TZ: Wir arbeiten nicht das erste Mal als Kuratoren. Tatsächlich hatten wir dank unseres künstlerischen Hintergrunds schon oft die Gelegenheit, vor und hinter den Kulissen der kreativen Welt zu agieren. Wie für alle unsere Projekte legen wir bei einer Ausstellung viel Wert auf unterschiedliche Konzepte und Ausdrucksformen. Das war auch der Ansatz unserer letzten Ausstellung Extincto im Museum of Modern Art (MAC) in Lissone. Hierfür setzen wir uns mit dem durch den Menschen verursachten Artensterben auseinander. Bei unserer Ausstellung Paradigms of a Hybrid World in der Mailänder Galerie Spaziootto zu hybriden europäischen und chinesischen Ausdrucksformen war es vor ein paar Jahren ganz genauso. Eine Ausstellung sollte unserer Meinung nach immer zum Nachdenken über ein bestimmtes Thema anregen. Mit Worlds Unseen wollen wir unsere Besucher dazu auffordern, unsere Welt in ihrer eigenen Vorstellung zu verlassen und sich ihrer gleichzeitig stärker bewusst zu werden.

AK: Was steht für Sie beide als nächstes an?

KM & TZ: Momentan konzipieren wir zwei Luxushotels in Griechenland und kümmern uns weiterhin um JCP. Gerade stehen die Ausstellungen für die kommende Milan Design Week an, wo neue Artefakte des Universums enthüllt werden sollen. Gleichzeitig arbeiten wir nach wie vor an gemeinsamen Projekten mit unterschiedlichen italienischen Partnern —dabei konzentrieren wir uns vor allem auf Objekte, die für den Lebensalltag bestimmt sind. In den kommenden Monaten planen wir außerdem ortsspezifische Installationen für zwei historische italienische Städte. Und im Juli wird dann schließlich unser Extincto Projekt im Centre de Innovation et de Design du Grand Hornu in Belgien gezeigt —als Teil der Ausstellung Limits of Growth. Wir sind immer an mehreren Projekten gleichzeitig beteiligt—immer auf der Schwelle zwischen Kunst, Design und Architektur.

 

Worlds Unseen ist ab dem 27. Februar in der Galleria Bianconi in Mailand zu sehen.

 

  • Text von

    • Audrey Kadjar

      Audrey Kadjar

      Audrey ist in Amerika geboren, hat französische Wurzeln und ist in zahlreichen Ländern aufgewachsen. Bevor sie bei Pamono anfing, studierte sie Kunstgeschichte in London und arbeitete in der Kulturindustrie. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist an der perfekten Übersetzung zu arbeiten, schreibt sie für zahlreiche Kulturmagazine, arbeitet an ihrem experimentellen Zine oder vertieft sich in Kunst- und Fotografieprojekte.

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