Stapelstuhl von Vico Magistretti für Fritz Hansen Buchenholz, 1990er

Der innovative Architekt, Industriedesigner und Stadtplaner Vico Magistretti war ab den sechziger Jahren eine treibende Kraft italienischen Designs. 1920 wurde er in eine Familie erfolgreicher mailändischer Architekten geboren. Er zählt zu den meist geschätzten Designern Italiens, der ganz besonders für seine Formklarheit gefeiert wird.

Im Zweiten Weltkrieg floh Magistretti nach Lausanne in die Schweiz, um die militärische Deportation zu umgehen. Dort nahm er Unterricht am Champ Universitaire Italien und freundete sich mit dem legendären rationalistischen Architekten Ernesto Nathan Rogers (1909 - 1969), Mitbegründer der BBPR, an, der zu seinem lebenslangen Mentor werden sollte.

Nach seiner Rückkehr nach Italien nahm Magistretti ein Studium der Architektur am Polytechnikum Mailand auf, das er 1945 abschloss. Er begann zusammen mit Paolo Chessa für die Architekturfirma seines Vaters zu arbeiten. Kurz nach Eintritt Magistrettis in die Firma verstarb sein Vater Pier Giulio.

In den Jahren des Wiederaufbaus nach Kriegsende begann Magistretti neben anderen italienischen Architekten und Designern wie Franco Albini , die Achille & Pier Giacomo Castiglioni , Ignazio Gardella und Marco Zanuso , modernistische Möbeldesigns zu entwerfen, insbesondere für die Ausstellung R.I.M.A. und für die Triennale.

Ab den Sechzigern entwarf Magistretti eine Reihe schlichter, hochkonzeptioneller Möbel- und Beleuchtungsdesigns für bedeutende Hersteller wie Artemide , Campeggi, Cassina , De Padova, Flou, Fontana Arte , Fritz Hansen , Kartell , Olivari, Oluce, Poggi, Schiffini und die Gebrüder Thonet Vienna GmbH . Zu seinen Kultstücken zählen die Eclispe Tischlampe (1966, Compasso d’Oro 1967), der Selene Stapelstuhl (1968), die Chimera Lampe (1969) und die Giuone Stehlampe (1969) für Artemide; Maralunga Seating (1973, Compasso d’Oro 1979) und die Nuvola Rossa Bücherregale (1977) für Cassina; die Sonora Hängelampe (1976) und die Model 233 Atollo Tischlampe (1977, Compasso d’Oro 1979) für Oluce.

Zu Magistrettis berühmtesten architektonischen Beiträgen in Mailand zählen der Turm im Park in der Via Revere (1953 - 1956, entworfen zusammen mit Franco Longoni) und der Bürokomplex am Corso Europa (1955 - 1957). Zu seinen anderen architektonischen Leistungen gehören die Türme am Piazzale Aquileia (1961 - 1964), das Bassetti Haus in Azzate (1959 - 1962), das Cassina Haus in Carimate (1964 - 1965), ein Haus in der Via Conservatorio in Mailand (1963 - 1966), das Rathaus in Cusano Milanino (1966 - 1969), das Milano San Felice Wohngebiet in Segrate (1966 - 1969, zusammen mit Luigi Caccia Dominioni) und ein Haus am Piazza San Marco (1969 - 1971).

Während seiner beruflichen Laufbahn wurde Magistretti zu angesehenen Professuren am Royal College of Arts in London und an der Domus Akademie in Mailand berufen. Seine Arbeiten wurden von wichtigen Museen auf der ganzen Welt erworben, darunter das Museum of Modern Art  in New York und das Victoria & Albert Museum  in London.

Magistretti verstarb im Jahr 2006.

*Bilder mit freundlicher Genehmigung von Artemide , Cassina  und Gebrüder Thonet Vienna GmbH

Der dänische Tischler  Fritz Hansen gründete die gleichnamige Firma zusammen mit seinem Sohn Christian 1885 in Kopenhagen. In den ersten drei Jahrzehnten widmeten sie sich ausschließlich der Herstellung handgemachter Holz- und Eisenberahmungen für Polstermöbel. Christian begann 1915 jedoch damit, industrielle Arbeitsprozesse, wie gedämpftes Holz einzuführen, und so war es dem Familienunternehmen jetzt möglich, Massenproduktionen in größerem Umfang zu produzieren. 1932 führte Christian seine Söhne Fritz und Søren in das Unternehmen ein. Die beiden modernisierten die Produktionsreihe, indem sie mehr Entwürfe der Moderne mit einbrachten, wie der DAN Chair (1930), für dessen Entwurf Søren sich von Thonet wie auch von einem ausladenden Korbstuhl mit Stahlrohrgerüst des Architekten Mogensen Lassen (1933) beeinflussen ließ. Andere frühe Klassiker Fritz Hansens sind Kaare Klints Church Chair von 1936, Hans Wegners China Chair von 1944 und das Spoke Back Sofa aus dem Jahr 1945 von Børge Mogensen.

Besonders durch den Beitrag des Architekten Arne Jacobsenbegann in den 50erJahren die Blütezeit Fritz Hansens, in der einige der kultigsten skandinavischen Designs des 20. Jahrhunderts entstanden. Jacobsens Ant Chair (1952), das Swan Sofa und Egg Chair & Ottoman (1958) und spätere Entwürfe von Verner Panton, Piet Hein und Grete Jalk verhalfen Fritz Hansen zu einem der beliebtesten Hersteller für hochwertiges, einfaches, aber elegantes dänisches modernes Mobiliar zu werden.

Nach 107 Jahren in Familienbesitz wurde Fritz Hansen 1979 von Skandinavisk Holding aufgekauft und ist heute unter dem Namen The Republic of Fritz  Hansen bekannt. Werke aus der langen Firmengeschichte können in beinahe jedem Designmuseum gefunden werden,  von MoMA und Cooper-Hewitt in New York bis hin zum Powerhouse Museum in Sydney. Die Mitarbeit Arne Jacobsens war Thema der Siéntate Siéntete Ausstellung, die von der Architektenkammer in Madrid 2010 veranstaltet wurde.

* All images courtesy of Republic of Fritz Hansen.