Orrefors

Schweden

Die schwedische Glashütte Orrefors verdankt ihren Namen dem waldreichen Dorf in Småland, wo sie gegründet wurde – seit dem 18. Jahrhundert eine Stätte für Kunsthandwerk und industrielle Produktion. Im 20. Jahrhundert sollte der Name Orrefors zum Synonym für feinstes schwedisches Glas werden.

1897 erwarb der Kaufmann Johan August Samuelson die Eisenhütte und den Sägewerk-Komplex des Dorfes und führte im darauffolgenden Jahr die Glasproduktion ein. Anfangs wurden Glaswaren für den täglichen medizinischen und häuslichen Gebrauch, wie Flaschen und Krüge , gefertigt. Als der Industrielle Konsul Johan Ekman 1913 der neue Besitzer von Orrefors wurde, beauftrage er Albert Ahlin mit der Leitung der Glashütte. Ahlin löste ein neues Zeitalter der schwedischen Glasproduktion aus, als er die Glashütte Sandvik erwarb und qualifizierte Kunsthandwerker und Designer ins Boot holte, um neue Kollektionen zu entwickeln.

1914 begann Orrefors mit der Herstellung von Kristall. Kurz darauf kamen die Glas-Meister Simon Gate und Edward Hald an Bord um neue Muster und Formen zu entwerfen, mit Schwerpunkt auf dem Ätzen und auf Überlagerungs-Techniken. Die beiden begannen außerdem mit der innovativen Graal (Grahl)-Technik zu experimentieren, welche der Glasbläser-Meister Knut Bergqvist bei Orrefors entwickelt hatte. 1917 führten Gate und Hald eingravierte, bildliche Muster ein.

Orrefors’ ausgezeichneter Ruf verbreitete sich Mitte der 1920er auch international; zunächst als Folge der Orrefors-Ausstellung auf der Göteburger Expo 1923, und anschließend durch die Mitarbeit bei der bahnbrechenden Exposition Internationale des Arts Décoratifs 1925 in Paris, bei der Orrefors und die Künstler selbst mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurden. Die Firma wuchs und erweiterte ihre Produktlinien.

1928 kam der Designer und Künstler Vicke Lindstrand zu Orrefors und führte eine skulpturalere, modernistischere Ästhetik ein. Nach dem Erfolg von Orrefors und Lindstrand bei der Stockholmer Ausstellung 1930 assoziierte man die Firma bis zur Nachkriegszeit immer mehr mit einfachen und subtilen Formen. 1946 stellte Orrefors den Architekten und Designer Carl Fagerlund ein, um das Angebot an Kristall-Leuchten zu erweitern.

Über die Jahre entwickelten die Orrefors-Designer mehrere neue Techniken der Glasherstellung. Vicke Lindstrand und Edvin Öhrström stellten in den 1930ern Ariel vor, während die 1940er die Kraka- und Ravenna-Techniken von Sven Palmqvist hervorbrachten. Nils Landbergs schlankes Tulpan (1957) und Ingeborg Lundins zarte Äpplet (1955) – beides Ikonen des schwedischen Mid-Century-Designs – wurden unter Verwendung der Fuga-Technik erschaffen. Die 1960er verbindet man mit Gunnar Cyréns Pop-Glas, und seit den 1970ern haben Designer wie Olle Alberius, Eva Englund, Lars Hellsten, Anne Nilsson, Erika Lagerbielke und Helen Krantz alle zum reichen Erbe von Orrefors beigetragen.

Heutzutage wirkt die Firma unter dem Namen Orrefors Kosta Boda AB und ist die größte Glashüttengruppe in Skandinavien. Sie entwickelt, produziert und vertreibt ein großes Sortiment an Nutz- und Kunstglas für den privaten und öffentlichen Gebrauch. Seit 2005 ist Orrefors Kosta Boda AB Teil der New Wave Group, die mit diversen Marken auf dem Verbraucher- und Geschäftsmarkt im Bereich Sport, Freizeit, Inneneinrichtung und Geschenkartikel zusammenarbeitet.

 Die Orrefors-Glashütte in Orrefors wurde 2013 geschlossen. Das Orrefors-Museum existiert dort noch immer und öffnet den Sommer über.