Willy Guhl

Zürich, Schweiz

Der neo-funktionalistische Schweizer Designer Willy Guhl (1915-2004) war ein innovativer Möbeldesigner, Entwickler von Produktkonzepten und früher Vertreter flach verpackter, massengefertigter Möbel, die hochwertiges Design erschwinglich für die breite Masse machten. Am bekanntesten ist Guhl für seine günstigen, wetterbeständigen Designs aus Zement, die von der Schweizer Firma Eternit hergestellt wurden.

Der 1915 in Stein-am-Rhein im deutschsprachigen Teil der Schweiz geborene Guhl bildete sich an der Hochschule für angewandte Kunst in Zürich aus und eröffnete 1939 sein eigenes Designbüro mit Werkstatt. Einer seiner ersten Möbelentwürfe ist der rechtwinklige Bankstuhl (1941) für Röthlisberger, mit Sitzfläche und Rückenlehne aus Rohrgeflecht, der die Fähigkeit besitzt, verbunden mit anderen Stühlen eine Sitzreihe zu bilden. Er kehrte als Lehrer für Inneneinrichtung an seine Alma Mater zurück, von welcher er 1951 schließlich Direktor wurde. Er gründete außerdem das erste Center für Produktgestaltung der Schweiz.

Während des Wiederaufbaus in Europa nach dem Krieg half Guhl dabei, sozialen Wohnungsbau zu konzipieren, der einfach und kostengünstig gebaut werden konnte. Guhl wurde stark von dem Antrieb beeinflusst, innovative Arten zu entdecken, wie Wohnungen mithilfe der Entwicklungen innerhalb moderner Technologien und Materialien gebaut werden können. Der Schweizer Designer war unter den ersten, die Möbel aus Glasfaser entwarfen, namentlich mit dem Scobalit Stuhl (Ende der 1940er).

1951 beauftragte die Schweizer Firma Eternit, die ursprünglich auf faserverstärkte Betonüberdachung und –verkleidung spezialisiert war, Guhl—samt seiner Schüler an der Hochschule für angewandte Kunst—damit, Pflanzgefäße aus Beton zu entwerfen. Durch die Verwendung von Asbest als verstärkende Komponente entstand ein elegantes und trotzdem extrem festes und beständiges Produkt. Eternit machte einen maßgeblichen Teil von Guhls Lehre aus, welche auf dem Erkennen des Potenzials neuer Materialien basierte. Unter den Designs, die aus der Studentengruppe hervorgingen, ist der Elephant Ear Blumenkübel (1951), der geformt wurde, indem der textilähnliche Beton über eine Form drapiert und dann umgedreht wurde sowie der sanduhr- oder diaboloförmige Spindle Pflanzkübel (1951), der von Guhl und seinem Studenten Anton Bee entworfen wurde.

1954 entwarf Guhl den Loop Stuhl für Eternit, der sofort ein Mid-Century-Klassiker wurde und sein bekanntestes Design ist. Dieser zusammenhängende, schleifenähnliche Gartenstuhl personifizierte perfekt seine persönliche Maxime: „das maximale mit einem Minimum an Aufwand erreichen.“ Der Stuhl wurde mit dem Gute Form Preis ausgezeichnet und ist im Vitra Design Museum in Weil am Rhein in Deutschland und dem Museum für Gestaltung in Zürich zu finden. Aufgrund der krebserregenden Beschaffenheit von Asbest stellte Eternit die Produktion des Gartenstuhls 1980 ein. Nach nur zwei Wochen in der Ausstellung des Museum of Modern Art in New York 2001, wurde der Stuhl aufgrund gesundheitlicher Bedenken entfernt. Die Entsprechungen des Museums in Deutschland und der Schweiz haben die Oberfläche des Stuhls versiegelt und damit die Gefahr des Austretens beseitigt.

Guhl ging 1981 von der Lehre in Rente, arbeitete aber weiterhin als Designer. Im Laufe seiner Karriere bekam Guhl beachtlichen Beifall für seine Designs und war 1985 Gegenstand einer Retrospektive mit dem Titel „Willy Guhl: Gestalter und Lehrer“ im Museum für Gestaltung in Zürich. Er war Mitgründer der Vereinigung Schweizer Innenarchitekten 1943 und des Schweizerischen Verbands Industrial Designers (SID) 1966.

1998 entwarf Guhl seinen ikonischen Loop Stuhl neu und ohne Asbest. Die Produktion wurde von Eternit wieder aufgenommen, und im Jahr 2000 um den den Loop Beistelltisch erweitert.

Guhl verstarb 2004 im Alter von 89 Jahren in seiner Heimatstadt.