Poul M. Volther

Dänemark

1923 geboren, gehörte Poul M. Volther zu jener Generation der dänischen Kreativen, die ihre Wurzeln im skandinavischen Funktionalismus hatten. Volthers Arbeiten sind geprägt von meisterlicher Formgebung, wie beispielsweise sein ikonischer EJ5 Corona Chair für Erik Jørgensen (1961/64) beweist. Mittlerweile extrem begehrt, hat allein dieses Stück seine unbestreitbaren Spuren in der Designgeschichte hinterlassen.

Volther absolvierte ursprünglich eine Ausbildung zum Möbelschreiner bevor er an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen studierte. Über die Jahre lehrte Volther auch an derselben Akademie, so dass er hunderte junge Designer in deren Entwicklung beeinflusste.
 
1949 stellte der legendäre Designer und Architekt Hans Wegner (1914 - 2007) Volther dem FDB vor, einer dänischen nationalen Kooperationsvereinigung für Hersteller von Gebrauchsgegenständen. Dort arbeite Volther mit einer weiteren dänischen Designgröße, Børge Mogensen (1914-1972) zusammen und wurde 1959 schließlich zum Chefdesigner von FDB ernannt, nachdem Mogensen FDB verlassen hatte. Während seiner Amtszeit bei FDB entwarf Volther eine Reihe von Stühlen und Sofas, die sich noch heute vielfach in dänischen Wohnzimmern wiederfinden lassen.
 
In den Jahren der Nachkriegszeit entwickelte Volther eine zunehmende Aversion gegen kurzlebige Trends und seine Arbeiten wurden stärker von funktionalistischer Ästhetik des Bauhaus und von einer rationalistischeren Designidee geprägt. Dennoch war er immer begierig Neues zu lernen und experimentierte viel mit neuen Materialien. Der Pyramid Chair (1953) war Volthers erster Vorstoß mit Schaumstoff zu arbeiten, woraus eine Serie mit elliptischen Polstern entstand, die durch Leerräume voneinander getrennt waren. Obwohl dieses Design nie wirklich erfolgreich wurde, war es von Zeitrafferaufnahmen einer Sonnenfinsternis inspiriert und inspirierte Volther wiederum zum Corona Chair mit verchromtem Stahlrahmen. Das „Skelett“ der Stühle, welches die ovalen Kissen hielt, war dazu gedacht, die Wirbelsäule des Nutzers zu stützen und großen Komfort zu gewährleisten. Das optisch einzigartige Erscheinungsbild war vermutlich einer der Gründe für die relativ geringe Aufmerksamkeit unter Dänen, die zu jener Zeit nicht als große Freunde von gewagten Designentwürfen galten.
 
1962 fand Volther in Erik Jørgensen, einen damaligen neuen Möbelfabrikanten, einen Partner. Das Unternehmen stimmte zu, den Corona Chair mit verchromtem Stahlrahmen herzustellen. Trotz großer Investitionen fand der Stuhl keine sonderliche Zustimmung, bis Erik Jørgensen ihn 1997 für die Kölner Möbelmesse in Deutschland neu auflegte und ihn anschließend auch auf der Skandinavischen Möbelmesse in Dänemark ausstellte. Ein Jahr nach Volthers Tod im Jahr 2001 wurde der Stuhl beim EU-Gipfel in Kopenhagen genutzt.
 
Volthers Designs wurden von vielen Designunternehmen umgesetzt; dazu gehörten Munch Furniture und Frem Røjle. In den Köpfen der Meisten bleibt jedoch der Corona Chair sein bekanntestes Design. Er findet sich in zahllosen Filmen, auf Modefotoserien und in Musikvideos wieder.