Ludwig Mies van der Rohe

Berlin / Chicago

Der moderne Architekt und Möbeldesigner Ludwig Mies van der Rohe kam 1886 in Aachen zur Welt. Bis 1900 besuchte er die Aachener Domschule und ging danach für zwei Jahre auf eine lokale Handelsschule, während er nebenbei seinem Vater, einem Steinmetzmeister, auf dessen Baustellen aushalf. Von 1903 bis 1904 arbeitete er als Zeichner und Designer für eine lokale Firma und spezialisierte sich auf Stuckarbeiten. 1905 zog er nach Berlin und ging dort bei dem Jugendstilarchitekten und Designer Bruno Paul in Lehre. Für den Entwurf seines ersten Hauses erhielt er eine unabhängige Kommission vom Philosophen Alois Riehl, der Mies für drei Monate nach Italien schickte, um sich dort inspirieren zu lassen. Das Riehl Haus wurde 1907 in Potsdam südlich von Berlin fertig gestellt. So zog Mies die Aufmerksamkeit des Designers und Architekten Peter Behrens auf sich, für den er von 1908 bis 1912 arbeitete. 1912 eröffnete er sein eigenes Architektur- und Designerbüro in Berlin und baute bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges drei Häuser in der Stadt. Von 1915 bis 1918 diente er der Ingenieurtruppe der deutschen Armee.

Während der 20er Jahre zählte Mies zu den der Berliner Avantgarde-Kreisen  und war Teil von Organisationen wie der Novembergruppe und dem Zehner Ring. Außerdem war er auch für das Magazin G tätig. Er begann damit, sich mit Wolkenkratzern zu beschäftigen und diese zu entwerfen. Diese wurden zwar nicht gebaut, zeichneten sich aber durch ihr futuristisches Design aus. Er leitete außerdem die Ausstellung Weißenhofsiedlung in Stuttgart, ein Wohnprojekt, zu der er die zu jener Zeit besten europäischen Architekten - darunter auch Walter Gropius und Le Corbusier - einlud. Rund um seine eigenen Stahlbauten wurden 20 Wohnhäuser gebaut, die eine Reihe von individuellen Wohnlösungen für die Arbeiterklasse darstellten. Durch dieses Projekt machte er die Bekanntschaft Lilly Reichs mit der er im nächsten Jahrzehnt sehr oft zusammenarbeitete. Sein zweites großes Projekt in dieser Zeit war der Deutsche Pavillon (oder Barcelona Pavillon), der 1929 für den deutschen Bereich der Weltausstellung in Barcelona gebaut wurde und ihm half, international Fuß zu fassen. Durch den Gebrauch von Innenwänden aus Glas und Marmor, die sehr leicht bewegt werden konnten, gelang es ihm, Innen- und Außenbereiche ineinander übergehen zu lassen und damit einen dynamischen Raum zu schaffen. Dazu bezog er auch speziell dafür entworfene Möbel mit ein, wie zum Beispiel den kultigen Barcelona Stuhl aus Leder und Chrom. Kurz darauf, im Jahr 1932, wurden seine Werke in die erste architektonische Ausstellung des New Yorker Museum of Art mit dem Namen Modern Architecture: An International Exhibition aufgenommen. So wurde seine Arbeit auch bei amerikanischem Publikum bekannt. Von 1930 bis 1933 war er Direktor bei Bauhaus. Auf Druck von den Nazis zog er mit der Schule von Dessau nach Steglitz, Berlin, doch schloss er sie im Jahre 1933 endgültig.

1938 zog Mies nach Chicago, wo er seine Architekturfirma wieder aufbaute und für die nächsten zwanzig Jahre der Direktor der Architekturabteilung des Armour Institutes war (dieses wurde 1940 zur Akademie für Architektur, Planung und Design am Illinois Institute of Technology). In den 40er Jahren entwarf er einen neuen Campus für die Schule, ein Projekt, für das er die Ästhetik seiner Stahl- und Glasarbeiten weiter verfeinerte. 1944 wurde er als amerikanischer Staatsbürger eingebürgert und entwarf weiterhin eine Reihe bemerkenswerter Gebäude in den Vereinigten Staaten, darunter das bekannte Farnsworth House bei Chicago (1945 - 1950). Dieses radikal minimalistische Haus besteht aus einem offen angelegten Innenraum mit Betondach und —boden, der in Teilbereiche gegliedert ist und komplett von Glas umgeben. Auch entwarf Mies mehrere Wolkenkratzer, wie zum Beispiel die Chicagos 860-660 Lake Shore Drive Apartments (1951) und das Seagram Building in New York (1958), die für die Überzeugung stehen, dass Gebäude anpassungsfähig an wechselnde Lebensweisen sein sollten.

 

Als Auszeichungen erhielt Mies van der Rohe unter anderem 1959 die Goldene Medaille des Königlichen Instituts Britischer Architektur und 1963 die Freiheitsmedaille des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Er verstarb 1969 in Chicago und wurde auf dem Graceland Friedhof begraben.