Bořek Šípek

Tschechische Republik

Der Designer und Glaskünstler Bořek Šípek wurde 1949 in Prag geboren. Im Alter von fünfzehn Jahren wurde er zum Waise und von da an von dem berühmten tschechischen Glaskünstler René Roubíček (geb. 1922) aufgezogen. Mit Roubíček als Mentor und Erzieher entwickelte sich bei Šípek schon früh eine Hochachtung für Glas und so war seine Karriere auf diesem Gebiet sehr erfolgreich. Heute ist er international berühmt für seine wunderlichen und farbenfrohen neobarocken Glasarbeiten.

Šípek begann in Prag damit, das Handwerk der Möbelherstellung zu erlernen. Nach der sowjetischen Invasion der damaligen Tschechoslowakei wanderte er 1968 nach Deutschland aus. Šípek fuhr mit seiner Ausbildung zum Tischler fort und nahm später ein Architekturstudium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg auf, das er 1974 abschloss. Er studierte außerdem Philosophie an der Technischen Universität Stuttgart. 1979 erhielt er von der Technischen Universität Delft ein Doktorat in Architektur.

Im Jahr 1983 zog Šípek nach Amsterdam, wo er sein eigenes Architektur- und Designstudio Aletrego eröffnete. Mitte der Achtziger wurde er von der italienischen Designmarke Driade entdeckt und er begann, für die Firma Möbel, Besteck, Glasvasen, Lampen und andere Wohnaccessoires zu entwerfen. Šípek wurde neben seinen Zeitgenossinnen und -genossen Antonia Astori (geb. 1940),Philippe Starck und Oscar Tusquets (geb. 1941) zu einem der wichtigsten Designer der Firma. Die neue Zusammenarbeit mit Driade verhalf ihm dazu, seine Designs voranzubringen und brachte ihm internationale Anerkennung ein.
 
In den späten Achtzigern gründeten Šípek, der Glastechniker Libor Fafala und der Glasbläsermeister Petr Novotný in der Tschechischen Republik zusammen die Ajeto Glasfabrik, mit dem Ziel, die traditionelle böhmische Glasbläserei zu bewahren. Šípeks tschechische Identität war eng mit seiner künstlerischen Art verknüpft - seine Glasarbeiten spielten eine ausschlaggebende Rolle für den Erhalt der Tradition nach der Samtenen Revolution, in einer Zeit schnellen Umbruchs und voller Unsicherheit. Šípek wurde außerdem vom früheren tschechischen Präsidenten Václav Havel zum Hofarchitekten des Prager Schlosses ernannt. In dieser Position war er von 1990 bis 2003 tätig.

Šípek entwarf Designs für Unternehmen wie
 Alessi, Cleto Munari, Maletti, Sawaya & Moroni, Vitra, Scarabus, Wittmann, Swarovski, Leitner, Quartet, Sèvres, Saint-Gobain und Rosenthal

Seine Werke sind sinnlich und skulptural. Bemerkenswerte Stücke sind der Bambi Chair (1963), der Jansky Chair (1986), der Rattan Liba Chair (1988), der Maletius Chair (1992), die Pariser Boutique des Modedesigners Karl Lagerfeld (1995), mehrere Lampen für den Skoda-Stand auf der Wolfsburger EXPO 2000, die Olga Vase (2001) und ein Kronleuchter für das Opernhaus in Belgrad (2005).

Im Laufe seiner Karriere unterrichtete Šípek an den Universitäten Hannover, Essen, Wien und Prag Design und stieg 2005 zum Dekan der Architektursfakultät der Technischen Universität in Liberec in der Tschechischen Republik auf. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter der Kho Liang le Preis für Design (Niederlande, 1989), den Titel des La Croix Chevalier des Ordens der Künste und der Literatur („L’Ordre des Arts et des Lettres”) der französischen Regierung (1991) und den Prinz Bernhard Kulturfondpreis für Architektur und Angewandte Künste (Niederlande, 1992). 

Im Alter von 66 Jahren verstarb Šípek im Februar 2016 in Prag.

 

* Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Driade und Lasvit.