Annika Frye

Deutschland

Die Designerin Annika Frye wurde 1985 im deutschen Vechta geboren. Zwischen 2004 und 2010 studierte sie an der Universität Kassel Industrie- und Möbeldesign – zunächst absolvierte sie dort ihren Bachelor, später ihren Master. Noch während des Studiums gründete sie 2008 gemeinsam mit Kommiliton*innen das Designstudio Teilchenbeschleuniger. 2009 zog Frye für ein Praktikum beim niederländischen Designer Richard Hutten nach Rotterdam, wo sie für Kunden Rabobank und TNT Post (heute TNT Express und PostNL) arbeitete.

Im Anschluss promovierte Frye 2015 im Fachbereich Designtheorie an der HfG Offenbach, in der Nähe von Frankfurt. Fryes Doktorarbeit wurde von der Philosophin und Kunsttheoretikerin Juliane Rebentisch, vom Designtheoretiker Bernhard E. Bürdek wie auch vom Designer und Berater Peter Eckart betreut. Unter dem Titel Improvisation in the design process entwickelte Frye ein Konzept von Design, das kollaborativ agiert, anstelle von einem einzelnen Autor gelenkt zu werden. Während ihrer Promotion arbeitete Frye zwischen 2012 und 2015 gemeinsam mit ihrem ehemaligen Professor in Kassel, Oliver Vogt, an Geschirrkollektionen für die deutsche Herstellfirma WMF. 2015 zog sie nach Berlin, wo sie als festangestellte Designerin für das Startup BigRep im Bereich 3D-Druck arbeitete und sich mit neuen Lösungen für die postindustrielle Produktion befasste.

Frye selbst sieht sich „mehr als Prozessdesignerin und nicht so sehr als Produktdesignerin. Bei meiner Arbeit geht weniger um das einzelne Objekt und mehr um den Entstehungsprozess bis zu seiner Herstellung. Mich interessieren postmoderne Strategien im Design: neue Konstellationen, Kombinationen und Möglichkkeiten der Improvisation, die darlegen, woher ein Produkt kommt und wie es produziert wird. Einen Prozess zu entwerfen bedeutet, als Teil eines Kollektivs von Maschinen und Designer*innen mit dem zu arbeiten, was da ist.“

Sie fährt fort: “Mir macht es Spaß, Dinge wortwörtlich zu machen. Mein Interesse am Handwerk rührt aber mehr von dem Wunsch, auf analytische Ebene zu verstehen, wie etwas hergestellt werden könnte. Selbst im Bereich 3D-Druck kann echtes Handwerk nicht [vollständig] durch die digitale Produktion ersetzt werden. Beim 3D-Druck werden bestimmte Materialien verwendet, die nachbearbeitet werden müssen, was immer eine Art Handwerk bedingt.“

Eines von Fryes bisher herausragendsten Projekten ist ihre Improvisation Machine (2012), eine Rotations-Spritzmaschine, mit der Objektserien produziert werden, die immer eine Komponente des Unbekannten beinhalten. Die Arbeit ist nun im Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien zu finden. Mit einem ähnlich improvisierten Ansatz entwarf Frye sowohl die Hängeleuchte Claude Light, die mit ihrer Rotations-Spritzmaschine hergestellt wurde, und die Pre-Mould Lights (2014). Letzteres Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem slowenischen Glasfabrikant Steklarna Hrastnik und ist nun Teil der Sammlung im Museum of Architecture and Design (MAO) in Ljublijana.

Fryes Arbeiten wurde bei diversen internationalen Ausstellungen und Institutionen ausgestellt, darunter bei der ersten  Istanbul Design Biennial, im New Museum in New York, im Het Nieuwe Instituut in Rotterdam und im MAK in Wien.