Beistelltisch von Pierre Charpin für Memphis, 1998

Der französische Designer Pierre Charpin wurde 1962 in Saint-Mandé, Paris geboren. Er studierte an der National School of Fine Arts in Bourges und erhielt seinen Abschluss 1984. Während der frühen 90er Jahre entschied er sich dazu, sich auf Design zu konzentrieren. Seitdem hat er mehrere Produktions- und Forschungsprojekte realisiert, bei denen es sich im Wesentlichen um Keramikwaren, Glas und Möbel handelt, die sich durch einfache Linien und Farben auszeichnen.

1995 wurde Charpin der Valorization of Innovation in Furnishing (VIA) dafür verliehen, dass er Styropor (ein Material, das vor allem mit der Verpackungsindustrie verbunden wird) benutzte um Regale und Stühle zu entwerfen. 2004 gewann sein Gussglas Eau de Pari den Société Anonyme de Gestion des Eaux de Paris Wettbewerb, dessen Ziel es war, die Pariser zu ermutigen Leitungswasser zu trinken. Im Jahre 2005 wurde er auf dem Pariser Salon du Meuble zum Gestalter des Jahres  ernannt.

Seit 2005 arbeitet Charpin exklusiv mit der Galerie Kreo zur Anfertigung von Stücken in limitierter Auflage zusammen. Außerdem arbeitete er mit Firmen wie Alessi, Issey Miyake Parfums, Ligne Roset, Zanotta und anderen zusammen an gemeinsamen Projekten. Von 1998 bis 2008 lehrte er, zusätzlich zu seiner Arbeit als Designer, Design an der Reims School of Art and Design (ESAD). Seit 2006 hat er außerdem einige Workshops für die Lausanne Cantonal Art School (ECAL) geleitet. Heute lebt und arbeitet Pierre Charpin in Ivry sur Seine, am Stadtrand von Paris.

Memphis wurde 1980 als Designerkollektiv in Mailand gegründet. Ziel der Mitglieder war es, den gegenwärtigen Ist-Zustand der Designindustrie aufzumischen. Unter der Leitung von Designer und Architekt Ettore Sottsass (1917-2007) entwarfen und produzierten die Designer des Kollektivs Möbel, Keramik und Beleuchtung, die diese Zeitepoche prägen würden. Sie vernachlässigten in ihren Entwürfen Grundsätze des Modernismus und bevorzugten Formen und Ornamentik, die von einer historischen und popkulturellen Bildsprache geprägt waren. 

Der Legende nach war Sottsass 1980 in seiner Wohnung in Mailand mit einer Gruppe junger Designer versammelt, um den Zustand von Design zu besprechen, der spießbürgerlich und unwichtig geworden war. Die Diskussion wurde von Bob Dylans Song Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again von 1966 begleitet, die im Hintergrund spielte. Unter den anwesenden Designern befand sich auch der Radical Designer Michele De Lucchi (1951 geboren). Zusammen beschlossen sie eine Sammlung ins Leben zu rufen, die neue zeitgemäße Arbeiten voller Lebensfreude umfassen sollte. Die Sammlung führte Arbeiten des Möbeltischlers Renzo Brugola auf. Ausstellungsräumlichkeiten wurden von Mario und Brunella Godani zur Verfügung gestellt und finanzielle Unterstützung lieferte der Vorsitzende von Artemide Ernesto Gismondi. Über die Jahre traten namhafte Designer Memphis bei, wie Martine Bedin, Andrea Branzi, Aldo Cibic, Michael Graves, Hans Hollein, Arata Isozaki, Shiro Kuramata, Javier Mariscal, Alessandro Mendini, Luciano Paccagnella, Nathalie du Pasquier, Barbara Radice, Peter Shire, George Sowden, Matteo Thun, Masanori Umeda, Marco Zanini und Marco Zanuso Jr.

Die erste Ausstellung von Memphis fand am 18. September 1981 in Mailänder Arc ’74 statt und machte die Gruppe international bekannt. Die provokanten postmodernen Stücke, die für die Ausstellung produziert wurden, waren von einer mutigen Farbigkeit und von unkonventionellen Formen geprägt. Viele Werke waren mit zusammengewürfelten Mustern bestrichen. Das Laminat, das speziell dazu ausgewählt wurde, galt allseits als billig. Die erste Memphis Sammlung beinhaltete den Beverly Schrank von Sottsass, die Tahiti Lampe, das Carlton Bücherregal; den Oberoi Sessel von Sowden; den schwarz und pinkfarbenen Textildruck im 1950er Stil von du Pasquiers; die Superlampe von Bedin; und die Oceanic Lampe von de Lucchi.

Die Gruppe stellte weiter in London, Los Angeles, Tokyo, San Francisco, New York und Mailand aus. Sottsass verließ 1985 die Gruppe, um seine Position als Architekt bei Sottsass Associati wiederaufzunehmen. Die Gruppe löste sich 1988 auf. Mitte der 1990er Jahre kaufte Dr. Alberto Bianchi Albrici die Memphis-Mailand Marke auf und führt seitdem die Produktion klassischer Memphis Designs weiter.

Memphis, das immer als kontrovers galt, hatte enormen Einfluss auf den Lauf der Designgeschichte. In den 2010er Jahren ist die Ästhetik von Memphis in kreativen Sparten wieder aufgelebt. Der jüngste Einfluss von Memphis wird beispielsweise in Christian Diors Haute Couture Herbstkollektion von 2011 sichtbar sowie in Missonis Winterkollektion von 2015 und in zahlreichen Ausstellungen auf der Mailänder Design Week 2013 und 2014.

* Besonderer Dank für die Abbildungen gilt Memphis-Milano und Dennis Zanone, einem begeisterten Sammler von Vintage Memphis Design.